Hinab in die Vergangenheit
von Roger Blum
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Erstauflage
2022, 264 Seiten DIN A5 mit mehr als 300 Farb- und
Schwarz-Weiß-Abbildungen. Gebundene Ausgabe (Hardcover),
ISBN 978-3-00-073832-6, EVP € 22,50.
Anfang der 1950er
Jahre begannen in der DDR die ersten Sporttaucher die
heimische Unterwasserwelt zu erkunden. Es gab viel zu
entdecken: Vom Einbaum, untergegangenen Siedlungen,
mittelalterlichen Wehr- und Brückenanlagen bis hin zu
neuzeitlichen Schiffs- und Flugzeugwracks liegen alle
möglichen Relikte der Vergangenheit auf dem Grund der
Gewässer zwischen Ostseeküste und Erzgebirge. Da die
Gewässer zu DDR-Zeiten archäologisch zum größten Teil noch
unerforscht waren, bot sich für Archäologen und Taucher ein
reiches Betätigungsfeld.
Durch Unterstützung
zahlreicher Zeitzeugen und in Zusammenarbeit mit dem
Sporttauchermuseum ist das Buch „Hinab in die Vergangenheit“
entstanden. Es handelt von der Zusammenarbeit zwischen
Sporttauchern und Archäologen in der DDR. Anhand von
Beispielen wird aufgezeigt, wie Sporttaucher wichtige Helfer
der archäologischen Unterwasserforschung wurden. Es wird
berichtet, wie neue Fundplätze entdeckt wurden und Taucher
beim Vermessen, der Dokumentation sowie der Bergung von
Funden halfen.
Wer wusste, dass
sich Gerhard Steinert intensiv mit steinzeitlichen
Fundplätzen beschäftigte oder Siegfried Schmidt seine ersten
Tauchgänge 1953 zusammen mit dem Pionier der
Unterwasserarchäologie Gerhard Kapitän an einem Pfahlfeld im
Alt-Schweriner See unternahm? Berichtet wird auch von der
ersten Zusammenarbeit zwischen GST-Tauchern und Archäologen
des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Akademie der
Wissenschaften im Jahre an der Remusinsel im Rheinsberger
See, der Erkundung der mittelalterlichen Pfahlfelder von
Altenhof im Werbellinsee und im Cambser See bei Schwerin und
der Gründung der Arbeitsgemeinschaft für
Unterwasserforschung. Martin Rauschert, Peter Scharf, Klaus
Hamann und Walter Richter waren Mitglieder der Gruppe und
suchten in den 1960er Jahren Wracks vor Hiddensee,
erforschten slawische Brückenanlagen im Ober- und
Unteruckersee sowie im Teterower See.
Auch Fundplätzen
der Ostsee wird sich intensiv gewidmet. Lutz Strobel
beschreibt ein Wracktauchgang 1962 vor Kühlungsborn, Martin
Rauschert und Klaus Hamann eine Wracksuche im Jahre 1966 an
der Südküste von Hiddensee und Helmut Wolff den Fund eines
Wracks am Nordwestufer der Insel. Das Wrack konnte später
durch Thomas Förster identifiziert werden. Förster gehört zu
den Gründungsmitgliedern der Interessengruppe
Meeresarchäologie und ist heute ein bekannter
Unterwasserarchäologe.
Seit den 1970er
Jahren wurden immer mehr GST-Gruppen in die Forschungen
einbezogen. Im Oberuckersee halfen Prenzlauer GST-Taucher um
Hans-Jürgen Schulz bei der Erforschung der Fergitzer
Burgwallinsel und bargen Anfang der 1980er mehrere Tausend
Funde an Klosterhalbinsel Seehausen. Taucher des TC
Oberspree suchten im Schermützelsee die von Theodor Fontane
beschriebene „versunkene Stadt“ und Zwickauer GST-Taucher
erkundeten die Brunnen ihrer sächsischen Heimat. Das Buch
endet mit der Erkundung der Kaffenkahnwracks im Werbellinsee
im Wendejahr 1989/1990 durch GST-Taucher und Taucher des DUC
aus Westberlin im Auftrag des Schifffahrtsmuseums Oderberg
und des Technikmuseums Berlin.
Durch
Informationsvermittlung und Abstimmung der Arbeitsmethoden
wurden Sporttaucher in die Forschungsarbeit integriert. Die
Kooperation war für beide Seiten von Nutzen. Die Archäologen
waren aufgrund begrenzter Ressourcen auf Hilfe angewiesen
und die Taucher konnten unter Anleitung von Wissenschaftlern
ihrem Hobby nachgehen. So konnte durch den Ansatz
„Kooperation statt Konfrontation“ ein wertvoller Beitrag zur
Erforschung und zum Schutz der Denkmale unter Wasser
geschaffen werden.
Roger Blum
Inhaltsverzeichnis „Neuland“
unter Wasser: Vom Beginn des Sporttauchens in der DDR - Gerhard Kapitäns
Pfahlbausuche im Alt-Schweriner See (1953/1954) - Beginn und Scheitern einer
Zusammenarbeit: Die Tauchexkursionen zur Remusinsel im Rheinsberger See
(1956) – Die Fortsetzung der archäologischen Unterwasserforschung (1956/57)
- Die Arbeitsgemeinschaft und Kommission für Unterwasserforschung der
Akademie der Wissenschaften - Der Pfahlbau von Altenhof: Forschungen an der
mittelalterlichen Kemlade im Werbellinsee (1957-1959) – Auf der Suche nach
„versunkenen Schlössern“ der Raubritter: Die Kemlade im Cambser See
(1959-1961) - Gerhard Kapitäns Flucht in den Westen (1961) - Der Nachfolger:
Martin Rauschert – Die Erforschung der slawischen Brücken im Oberuckersee
(1962–1965) - Die Suche nach der Tempelburg Rethra:
Unterwasserarchäologische Forschungen im Breiten Luzin bei Feldberg
(1966-1967) – Forschungen am Teterower See (1968) - Die Akademiereform - Die
Arbeitsgruppe „Interessengebiete“ - Fontanes versunkene Stadt: Entdeckungen
im Schermützelsee bei Buckow (1971/72) – Ein Einbaum und zwei „Rammbären“:
Neue Forschungen an der Burgwallinsel im Oberuckersee bei Prenzlau (1975/76)
– Auf den Spuren der Slawen am Unteruckersee: Das Pfahlfeld von Röpersdorf
und Zollchow - Unterwasserforschung an der Klosterhalbinsel Seehausen - Die
Mühle vom Arendsee (1983) - Unterwasserarchäologie im Grenzgebiet:
Wrackerkundung an der Ostseeküste - Das Wrack vom „Harten Ort“ vor
Hiddensee (1966) - Der Schiffsfriedhof am Gellen, Hiddensee (1966) -
Interessengemeinschaft Meeresarchäologie - Das „Mukran-Wrack“: Bergung eines
bronzenen Kanonenrohrs (1987/88) - Abenteuer Brunnentauchen -
Luftfahrtarchäologie: Fliegerschicksalen auf den Grund gegangen - Neue
Forschungen am Pfahlfeld von Altenhof - Die Kaffenkähne am Kap Horn im
Werbellinsee.
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