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Naturkundliches Ach, arme Qualle - Gepanzerte Ritter: Flusskrebse - Schnecken, Schnecken, Schnecken... - Vom Fressen und Gefressen werden
Vom Fressen und Gefressenwerden
Bei der Durchsicht meiner Bildersammlung fiel mir dieses Foto auf: ein Hecht mit aufgesperrtem Maul; in dem Maul ein anderer Fisch. Details verraten die Situation: Eben: war der Hecht mit mächtigem Stoß vorgeschnellt und hatte die Beute gepackt. Noch schweben die vom Flossenschlag aufgewirbelten Partikeln wie eine Wolke um das Tier, noch hat es den geschlagenen Fisch in der Mitte gefasst, ihn noch nicht zu drehen begonnen. Die Augen von Jäger und Gejagtem sind auf den Betrachter, den Augenzeugen des Geschehens gerichtet. Aber von dieser Seite ist keine Bedrohung oder Hilfe zu erwarten. Fressen und gefressen werden. Die Situation ist im Tierreich alltäglich, ist eine im Interesse des Bestandes der wunderbaren Vielfalt unserer Natur notwendige Situation.
Zwei Beispiele
mögen das verdeutlichen. Fischereibiologische Untersuchungen ergaben, dass aus 500 000 Scholleneiern im Durchschnitt n fünf Schollen zu fangwürdiger Größe heranwachsen. Das erscheint zunächst als Verschwendung der Natur. Es ist aber eines ihrer Grundgesetze: die Erhaltung eines biozönotischen Gleichgewichts, ein Gleichgewicht in den Lebensgemeinschaften (Biozönose) aller Pflanzen und Tiere.
Ohne Eingriffe des Menschen regelt sich dieses Gleichgewicht von selbst. Die Selbstregelung beruht meist auf dem vorhandenen Nahrungsangebot. Würden aus vielen Eiern Schollen schlüpfen und heranwachsen, so fänden sie bald keine Nahrung mehr. Riesige Schollenschwärme zögen über die Weidegründe und fräßen den Meeresboden leer,
und würden sich weiter vermehren. So sicher auch die junge Plattfische fressenden Dorsche. Dorsche sind nicht sehr wählerisch. Und kleine Plattfische gäbe es ja nun in Hülle und Fülle. Die Folgen? Starke Dezimierung der Schollenbestände unter anderem durch Verhungern und Gefressenwerden! Die Schollen schwänden dahin. Die Nahrungstiere der Schollen, die Würmer, Muscheln und Krebstiere könnten sich wieder vermehren. Nur - davon werden die vielen, nun allzu vielen hungrigen Dorsche nicht statt. So gingen mit dem Schwinden der Schollen auch die Dorschbestände zurück. Weniger Feinde und mehr Nahrungstiere - allmählich vergrößerte sich daraufhin wieder die Zahl der Schollen... So pendelt sich ein leicht veränderliches Gleichgewicht der Natur ein. Es bewirkt, dass nie eine Art alle anderen Tiere verdrängt. Diese Selbstregelung ist in Wirklichkeit natürlich nicht so einfach, sondern ein vielfältig ineinander verflochtener Prozess, meist sehr schwer überschaubar.
Eingriffe des Menschen führen deshalb auch leicht zu unvorhersehbaren Schäden. So wurde beispielsweise 1872 in Jamaika der Mungo eingeführt, eine Schleichkatze. Mit ihm hoffte man, der Rattenplage Herr zu werden. Ratten waren mit den Handelsschiffen eingeschleppt worden und richteten besonders in den Zuckerrohrfeldern große Schäden an. Das Vorhaben ließ sich gut an: Der Mungo vermehrte sich stark, die Rattenbestände gingen zurück. Doch nachdem der Mungo keine Ratten mehr fand, wandte er sich anderer Nahrung zu und rottete manch einheimische Tierart wie Kleinsäuger, Vögel, Eidechsen, Schlangen und Amphibien fast aus. Nun begannen die ihrer natürlichen Feinde beraubten Insekten sich massenhaft zu vermehren, entwickelten sich zu Schädlingen in den Zuckerrohrplantagen. Schließlich überwog so der indirekt von den Mungos angerichtete Schaden den durch die Rattendezimierung bewirkten Nutzen. Erst ein abermaliges radikales Eingreifen des Menschen stellte das Gleichgewicht in diesem Lebensraum (Biotop) wieder her.
Aber auch andere, als normal angesehene Einflüsse des Menschen führen zu Störungen im biozönotischen Gleichgewicht.
Dabei verändert sich die Flora ganzer Landstriche, Tierbestände wandern ab oder gehen zurück. Andere Arten, wie etwa Möwen und Tauben, entwickeln sich durch die Abwesenheit von Greifvögeln und durch gut gemeinte Fütterungen in manchen Städten zu wahren Plagen. Fressen und Gefressenwerden. Die Natur sorgt durch die ihr innewohnenden Mechanismen für sich selbst. Aber auch wir können und müssen durch strikte Beachtung der Gesetze und Anordnungen zum Umwelt und Naturschutz weitere Schäden verhindern, vorhandene Schäden mildern und beseitigen.
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