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Kapitelübersicht: Vorbemerkungen
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Elternhaus und Jugend
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Fotojagd auf dem Meeresgrund
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Karibik: Fisch unter Fischen
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Das erste Schwimmtauchgerät
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Griechenland: Menschen unter Haien
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Nachkriegsjahre ●
Im Roten Meer ●
Das große Barriereriff
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Pazifik: die erste Xarifa-Expedition
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Die Durststrecke ●
Indischer Ozean: die zweite Xarifa-Expedition
●
Zurück ins Meer ●
In memoriam ●
Zeittafel ●
Publikationen ●
Index ●
Anhang: Das Verlagsprogramm.
Leseprobe (aus Pazifik: die erste Xarifa-Expedition)
Elf Tage nach Abfahrt
von London erreichte die Xarifa bei ruhigem Meer am 9. September 1953
die Azoreninsel San Miguel und ankerte im Hauptort Ponta Delgada. San
Miguel ist die größte und reichste der neun Azoreninseln und wie ihre
Schwesterninseln vulkanischen Ursprungs. Ein junger, englischer Zoologe,
Robert Clarke, war im Vorjahr auf den Azoren gewesen und hatte den August
als besten Monat zur Beobachtung der Pottwale bezeichnet. Diesen Termin
hatte Hass leider nicht einhalten können, doch hoffte er auch noch jetzt,
im September, auf gutes Wetter und ein Zusammentreffen mit den
Meeressäugern. Sobald alle Formalitäten in Ponta Delgada erledigt waren,
erkundigte sich Hass nach den Brüdern Pedro und Vicente Cymbron Borges de
Sousa, die den Walfang auf der Insel leiteten. Clark hatte bei ihnen
Unterstützung gefunden, und auch Hass wurde von ihnen freundlich
aufgenommen.
Auf San Miguel ging damals noch der Walfang wie vor
dreihundert Jahren vor sich. Auf beiden Seiten der Insel lag
eine Flotte von Fangbooten einsatzbereit. Von
Aussichtsposten, die auf erhöhten Punkten auf der Insel
verteilt sind, werden die Wale, die in zehn bis fünfzehn
Meilen Entfernung von der Küste vorbeiziehen, gesichtet. Die
Meldung gelangt telefonisch an die Fangzentrale auf der
Insel, die über Funk mit den Fangbooten in Verbindung steht
und die Boote zu den Walen dirigiert. Sind dann die
Fangboote nahe genug an den Walen, werden die scharfen
Harpunen, die mit langen Seilen an den Booten befestigt
sind, von den Männern in den dicken Speck des Wales
getrieben. Der Wal, der nun die Boote hinter sich herziehen
muss, wird so ermüdet und kommt immer häufiger an die
Oberfläche, bis er dann getötet wird.
Hans Hass richtete einen Meldedienst zur Xarifa ein, um sofort die
Nachricht zu erhalten, wenn Wale gesichtet werden.
Gleichzeitig bereitete er mit Jimmy Hodges alles für die
Unterwasseraufnahmen vor. Den ersten Versuch, zwischen den
Pottwalen zu schwimmen, wollten sie alleine unternehmen.
Später, wenn es sich als nicht ganz so gefährlich
herausstellte, sollte, Lotte hinzukommen. Die übrigen
Expeditionsteilnehmer sollten bis dahin die Küsten
untersuchen und sich mit den Tauchgeräten und der
notwendigen Theorie vertraut machen.
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Erst bei
dem fünften Alarm wurde es ernst, und der große Augenblick,
auf den Hans Hass lange Jahre gewartet hatte, war da. Ein
einzelner, großer Bulle war in zwölf Meilen Entfernung vor
der Küste gesichtet worden, und in rasender Eile fuhren nun
die Fangboote mit Hans Hass, Jimmy Hodges und Lotte auf das
offene Meer hinaus. Hans Hass war sehr unsicher, wie der Wal
auf einen im Meer schwimmenden Menschen reagieren würde. In
der Tiefsee gehen die Wale auf Jagd nach großen, zehnarmigen
Tintenfischen, die sie fressen, und Hass hoffte, dass der
Wal sie nicht mit diesen Tintenfischen verwechseln würde.
Als
das Boot von Hass bei dem Wal angelangte, hatte dieser
bereits einige Harpunen in seinem Speck und war schon stark
am Bluten. Damit hatte Hass nicht gerechnet, denn er hatte
sich darauf vorbereitet, einem noch unverletzten Tier in den
Weg zu schwimmen; da der Wal jetzt festhing, konnte er sehr
gereizt sein. Hass überlegte aber nicht lange, sprang mit
seiner Kamera ins Meer und tauchte sofort ab. Der 16 Meter
lange Wal kam mit den Fangbooten im Schlepp genau in seine
Richtung. Hass konnte einige gute Unterwasseraufnahmen
anfertigen. Wenige Meter von ihm entfernt zuckte der Wal
plötzlich zusammen und änderte sofort seine Richtung: Das
Geräusch der Kamera hatte ihn erschreckt! Oft noch dachte
Hass später an diese Sekunden zurück, die einen Höhepunkt
seines Lebens bedeuteten. Zum ersten Mal hatten sich Mensch
und Wal im freien Wasser begegnet, und der Wal war vor dem
Menschen geflüchtet!
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In den
folgenden Tagen filmten sie dann zu dritt, wie diese
Raubtiere attackiert und überwältigt wurden. Hans und Lotte
Hass und Jimmy Hodges schwammen unter den harpunierten Walen
und filmten diese sowie andere, die unverletzt
vorbeischwammen. Eine dieser Aufnahmen erschien später auf
einer Doppelseite im amerikanischen LIFE-Magazin. Dabei
handelte es sich um das erste Dokument dieser Art. Selbst im
Todeskampf erwiesen sich die Wale den Menschen im Wasser
gegenüber als scheu und wichen ihnen aus, wenn sie ihnen in
den Weg kamen. Bei diesen Gelegenheiten konnte Hans Hass
auch erstmals das seltsam knarrende Geräusch hören, das die
Pottwale von sich geben und womit sie sich wahrscheinlich
untereinander verständigen und ihre Beute finden.
Mehrmals
schwamm Hass auch neben den Walen. Sie bluteten schon stark,
und mehrere Weißspitzen-Hochseehaie hatten Stücke aus ihrem
Speck gerissen. Hass hatte Haie immer als schön empfunden,
doch hier lernte er sie als Bestien kennen, die wie wild an
den toten Walen rissen. Besonders interessiert war Hass auch
hier an dem Verhalten der Pilotfische, die wie dichte
Wolken die Haie umkreisten. Ganz im Gegensatz zu ihren
Artgenossen, die Mantas begleiten, meiden diese Pilotfische
das Maul der Haie. Das Verhältnis zwischen Hai und
Pilotfisch ist einseitig, denn nur der Pilotfisch ist
Nutznießer. Er findet in der Nähe der Raubtiere Schutz,
kann sich verbergen und entgeht so geschickt seinen
Verfolgern.
Nach
vier Wochen Aufenthalt auf San Miguel setzte die Xarifa
ihre Fahrt fort. Ein schwerer Sturm hinter den Azoren zwang
das Schiff dazu, seinen Kurs zu ändern und in Richtung der
Kanarischen Inseln zu laufen. In Santa Cruz auf Teneriffa
sollten vor der Atlantiküberquerung die Treibstoffvorräte
ergänzt werden. Hier verließ Professor Ankel das Schiff, er
musste zum Semesterbeginn nach Gießen zurück. Der kurze
Aufenthalt wurde von den Wissenschaftlern für einen Besuch
des schneegekrönten Pico de Teide genutzt, den bereits
Alexander von Humboldt in seinen Schilderungen rühmte.
Im
Oktober 1953 begann die Atlantiküberquerung der Xarifa.
Sie musste bis zum dreiundzwanzigsten Breitengrad südlich
fahren, um auf den Passat zu treffen, und war bei sehr
schwachem Wind und einen heiß laufendem Lager nur sehr
langsam vorwärtsgekommen. Während der Fahrt stand die
Xarifa durch die Amateurfunkstation, die von dem Arzt
Dr. Sommer betreut wurde, in ständiger Verbindung mit
Funkamateuren in Deutschland und in der ganzen Welt. Nach
zweieinhalb Wochen erreichte die Xarifa am 30.
Oktober bei der Urwaldinsel Santa Lucia die Kleinen
Antillen, und nachdem die Vorräte ergänzt waren, wurde die
venezuelische Inselgruppe Los Roques angesteuert, die Hass
schon lange besuchen wollte.
Bis auf
den hohen Fels „El gran Roque“ besteht der Archipel aus
lauter flachen, winzigen Korallenbänken, die mit Mangroven,
Kakteen und dürftigem Gras bewachsen sind. Die
Wissenschaftler durchstreiften die Inseln und machten sich
hier in den Gewässern mit der Tauchmethode und den
vorkommenden Haien vertraut. Bei den ersten Begegnungen mit
Haien lernten sie, die Haie durch Anschreien und
Auf-sie-losschwimmen zu vertreiben. Der praktischen
Ausbildung folgten eingehende Erörterungen über die
Physiologie des Tauchens und über die
Anwendungsmöglichkeiten von Sauerstoff- und
Pressluftatemgeräten.
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Bei
diesem Vertrautmachen mit Brille, Flossen und Tauchgerät war
Hass überrascht, wie schnell die Wissenschaftler zu
sicheren Tauchern wurden. Während normale Tauchschüler
anfänglich eine ganz natürliche Angst zeigen, und mehr an
sich als an die Umwelt denken, erwies es sich bei den
Wissenschaftlern gerade als umgekehrt. Was sie unter Wasser
an Neuartigem sahen, interessierte sie so brennend, dass
sie gar keine Zeit hatten, mehr als unbedingt nötig an sich
und ihre neue Tätigkeit zu denken. Hass hatte sogar
Schwierigkeiten, die Wissenschaftler davon abzuhalten,
gleich zu Beginn in größere Tiefen zu tauchen. Sie hatten
die Welt über dem Wasserspiegel vollkommen vergessen und
schwammen wissbegierig von einem Objekt zum anderen. Selbst
als der erste Hai auftauchte, erschütterte sie das
keineswegs, sondern sie betrachteten ihn mit großem
Interesse.
Erst jetzt erkannten die
Biologen richtig den ungeheueren Wert der von Hans Hass
entwickelten Tauchmethode, denn jetzt erlebten sie, was es
bedeutet, bis zu einer Stunde mühelos zwischen den Fischen
umherzuschwimmen oder ruhig beobachtend neben einem
Korallenstock zu sitzen. Sie erkannten, dass die gründliche
ökologische Erforschung des Lebensraumes Korallenriff nur
freischwimmend möglich war, und dass alle bisherigen
Methoden nur Notbehelfe gewesen waren. Mit großer Freude und
Genugtuung stellte Hass nun fest, dass seine Rechnung
aufging, und es offenbar nicht in erster Linie darauf
ankam, dass Wissenschaftler große sportliche Fähigkeiten
besitzen müssen, um zu umsichtigen und einsatzfreudigen
Tauchern zu werden.
Nach einer Woche
Tauchtätigkeit in dem doch relativ trüben Wasser vor den Los
Roques-Inseln beschloss Hass, die Arbeiten bei der Insel
Bonaire fortzusetzen, deren klares Gewässer und großen
Fischreichtum er bereits kennengelernt hatte. Auf dem Weg
dorthin wurde die Gelegenheit noch zu einem Besuch von La
Guaria im nahen Venezuela und der modernen, 1000 Meter hoch
gelegenen Hauptstadt Caracas genutzt.
Fast
vierzehn Jahre waren seit seinem ersten Besuch auf Bonaire
vergangen, und doch fand Hass überall noch bekannte
Gesichter. Seine Gefühle waren bei der Ankunft in Kralendijk
etwas gemischt, denn bei seinem letzten Aufenthalt war er
nicht eben freundlich behandelt worden, und zeitweise hatte
man ihn sogar als Spion angesehen. Ganz wider Erwarten wurde
er nun mit großem Hallo und offenen Armen empfangen, und es
stellte sich heraus, dass ein ehemaliger Jugendfreund von
ihm, den er damals zufällig auf Curaçao kennengelernt hatte,
nun Inselgouverneur von Bonaire war. Herr de Hazeth, der
neue Gouverneur Bonaires, war hoch erfreut, seinen Freund
von einst wiederzusehen, und sicherte Hass seine ganze
Unterstützung zu.
Als
ersten Liegeplatz der Xarifa wurde die reizende und
verträumte Boca Slaagbay im äußersten Norden der Insel
gewählt. Da bereits auf Los Roques alle Teilnehmer mehr oder
weniger mit den Tauchgeräten vertraut gemacht worden waren,
konnte nun in der Slaagbay die ökologische Arbeit ohne
Zögern beginnen. Hass wollte gemeinsam mit Scheer näher
untersuchen, wie ein karibisches Saumriff aufgebaut ist.
Sie legten zu diesem Zweck eine Leine vom Uferrand aus bis
in fünfzig Meter Tiefe und sammelten die rechts und links
bis zu einem Meter Abstand von der Leine entfernt
vorkommenden Korallenstöcke. Auf kleinen Aluminiumtafeln
zeichneten sie Lageskizzen der einzelnen Stücke, außerdem
fotografierten sie jede Einzelheit des Querschnittes.
Daneben versuchten sie, alle in den Korallen lebenden Tiere
zu erbeuten und notierten die Fischarten, die im freien
Wasser in diesen Tiefenzonen vorbeischwammen. Für Arbeiten
in größeren Tiefen verwendeten Hass und die anderen
Wissenschaftler hier erstmals auch Pressluftgeräte, für
flachere Tauchgänge zogen sie aber die Sauerstoffgeräte
wegen ihrer Geräuschlosigkeit vor.
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Hass
bemühte sich hier auch, die ersten Szenen seines Spielfilms
zu drehen. Da es ein Farbfilm werden sollte - der erste
Technicolorfilm deutscher Produktion - wurden starke
Scheinwerfer benötigt, die die ganze Farbenpracht der
Korallenriffe sichtbar werden ließen. Hans Hass hatte an
Bord der Xarifa zwei dreißig Kilowatt starke
Stromgeneratoren installieren lassen, die eine Anzahl von
Unterwasserscheinwerfern versorgten. Von den Generatoren
gingen ein 300 und ein 500 Meter langes Stromkabel ab, die
auch zu einer Gesamtlänge von 800 Meter
aneinandergeschlossen werden konnten. Diese langen
Stromkabel mündeten in zwei Schaltkästen, die sich auf den
beiden Beibooten befanden, und von denen weitere je
120 Meter lange Kabel zu den Scheinwerfern abzweigten. Die
Taucher hatten also von den Beibooten aus einen weiteren
Aktionsradius von 120 Metern. Als Unterwasserscheinwerfer
verwendete Hans Hass Zwei- und Fünf-Kilowatt-Scheinwerfer,
die bis 100 Meter Tiefe druckfest waren und von einem
einzigen Taucher bewegt werden konnten. Trotz der hohen
Leistung der Fünf-Kilowatt-Scheinwerfer genügte ihr Licht
bei Farbaufnahmen nur für eine Entfernung von höchstens
drei Metern.
Diese
Arbeiten mit den Scheinwerfern stellten ein großes
organisatorisches Problem dar. Lag die Xarifa vor
Anker, wurde das Beiboot ausgesetzt, auf dem sich die Lampen
und der Schaltkasten befanden. Während das Boot nun mit
Motorkraft zu der gewünschten Stelle fuhr, ließen die
Matrosen das schwere Hauptkabel auslaufen und versahen es
mit Glasbojen. War das Beiboot am Standort angekommen,
gingen die Taucher mit den Scheinwerfern unter Wasser. Da
unten die Wasserströmung und oben der Wind an den langen
Kabeln zerrte, war es oftmals sehr schwer, die Scheinwerfer
ruhig zu halten. Einmal kam es sogar vor, dass sich der
Anker der Xarifa löste und das Schiff vom Wind auf
das Meer hinausgetrieben wurde. In diesem Fall zog die
Xarifa das Beiboot an dem langen Kabel und die Taucher,
die sich an den Scheinwerfern festklammerten, hinterher.
Trotz dieser im Einsatz ziemlich aufwendigen und
beschwerlichen Anordnung hat sich dieses Konzept bei den
weiteren Arbeiten doch bewährt, und der so auf dieser Fahrt
entstandene Spielfilm ist der erste seiner Art, der die
Ausleuchtung von Korallenriffen mit
Unterwasserscheinwerfern dokumentiert.
Für die
Filmarbeit setzte Hass vorwiegend 16-mm-Arriflex- und
Bolex-Filmkameras ein, aber auch 35mm-Normalfilmkameras. Für
seine Arriflexkamera hatte er sich in Wien bei Ingenieur
Hornicek eine wasserdichte Hülle anfertigen lassen, bei der
die Schärfeverstellung und der Objektivwechsel durch ein
elektrisches Übertragungssystem möglich waren. Jimmy Hodges
hatte zwei von ihm entworfene
„Vinten-Hodges“-Normalfilmkameras mitgebracht, die hier
einer harten Prüfung unterzogen wurden und sich dabei auf
das Beste bewährten.
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Hans
Hass hatte dem Filmverleiher versprechen müssen, dass er
einen Film abliefert, der keine Kommentare, sondern nur
Dialoge enthielt. Diese Zusage erwies sich nun als größtes
Problem: Viele längere Szenen wurden unter Wasser gedreht,
und dort war es bekanntlich noch nicht möglich, dass sich
die Taucher unterhielten. Wieder musste Hass improvisieren
und so tun, als ob doch eine Unterhaltung unter Wasser
möglich wäre, was in späteren Jahren sicher auch der Fall
sein würde. Hass schmiedete nächtelang Dialoge, und jeder
Einzelne an Bord musste eine kleine oder größere Rolle
übernehmen. An Bord wurden die Dialoge einstudiert und auf
Tonband aufgenommen, und unter Wasser musste dann im
gleichen Rhythmus die Mimik und Gestik dazu gefilmt werden.
Mit Unterwassergeräuschen hinterlegt wirkten diese
Filmszenen gar nicht so unecht.
Es war
unmöglich für Hass, im Voraus ein Drehbuch zu schreiben,
denn er wusste ja nie im Vorhinein, was an Interessantem
geschehen würde. Gab es irgendetwas Besonderes, wurde es
gefilmt und später versucht, es wie in einem großen Puzzle
als eine Szene in den Film einzubauen. Auch bei diesem Film
war Lotte gleichzeitig Unterwassermodell und
Hauptdarsteller, und Hans Hass filmte lange Szenen, wie sie
graziös durch das Riff schwamm oder bei Korallenstöcken
verweilte und sie betrachtete. Sie half bei der gesamten
Organisation des Films tatkräftig mit, brachte viele eigene
Ideen ein und war gleichzeitig auch das Zentrum der
Filmhandlung. Die tapfere und mutige Ehefrau von Hans Hass
machte alle Taucheinsätze mit und überraschte die Männer
immer wieder durch ihre Ausdauer und Unerschrockenheit. Sie
war es auch, die jedem Picknick am Strande eine besondere
Note gab, und die im Übrigen ganz unbemerkt darüber wachte,
dass die Männer nicht zu sehr verwilderten.
Bei all
diesen Filmtätigkeiten kam aber der eigentliche Zweck dieser
Expedition, die wissenschaftliche Arbeit mit dem Tauchgerät
unter Wasser, nicht zu kurz - eifrig sammelten und
kartografierten die Wissenschaftler Korallen und Tiere. In
diesen Wochen bei Bonaire machte Eibl-Eibesfeldt eine sehr
interessante Entdeckung. Bereits in den ersten Tagen war ihm
aufgefallen, dass sich verschiedene Raubfische merkwürdig
ruhig in der Nähe bestimmter Korallenblöcke aufhielten.
Einige hatten das Maul offen und andere lagen steif auf der
Seite. Um diese Vorgänge genauer zu untersuchen, setzte er
sich nun stundenlang in das Riff, damit sich die Fische an
seine Anwesenheit gewöhnen konnten und zum normalen
Tagesablauf zurückkehrten. Dabei bewährte sich das sehr
geräuschlos arbeitende Tauchgerät aufs Neue.
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Wie
Eibl-Eibesfeldt bald feststellte, machten sich an solchen
Korallenstöcken kleine, gelbe Fische an den Raubfischen zu
schaffen. Sie schwammen zu den größeren Fischen hin und
putzten ihnen Maul und Kiemen von Parasiten, während diese
regungslos im Wasser verharrten. Er konnte ebenfalls
feststellen, dass diese „Putzerfische“, wie er sie nannte,
auf ganz bestimmte Signale reagierten, die ihre „Kunden“
aussendeten. Eibl-Eibesfeldt hatte einen bisher unbekannten
Fall von Putzersymbiose vor sich.
Nur bei
Freilandbeobachtungen kann man solche Verhaltensweisen
studieren. Eibl-Eibesfeldt konnte mehrere Arten von
Putzerfischen bestimmen und stellte fest, dass alle
auffällig gelben Muster in ihrer Zeichnung trugen. Daran
erkannten die putzbedürftigen Fische die „Gilde“ der
Putzerfische. Auf dem Meeresgrund konnte Eibl-Eibesfeldt so
eine Menge neuer, hochinteressanter Beobachtungen machen.
Nach einigen Wochen
anstrengender Arbeit bei der Boca Slaagbay ließ Hans Hass
die Xarifa an die Nordwestküste von Klein Bonaire
verlegen, wo er vor vierzehn Jahren mit dem Zelt campiert
hatte. Das Wetter verschlechterte sich aber von Tag zu Tag,
und so nahm Hass nach fast zweimonatigem Aufenthalt etwas
früher als geplant Abschied von Bonaire mit der Absicht,
hier auf dem Rückweg noch einmal einen Halt einzulegen.
Die nächste Station war
für einige Tage Willemstad auf Curaçao, wo Hans Hass wieder
viele Bekannte traf und mit dem Mietwagen seine alten
Zeltplätze besuchte. Bei günstigem Wind erreichte die
Xarifa nach vier Tagen Panama, wo sie in Cristobal über
die Weihnachtstage im Hafen lag. Hier unternahmen die
Wissenschaftler einige Exkursionen in den Regenwald und das
Landesinnere, bevor wieder die Segel gesetzt und das
Wunschziel eines jeden Zoologen angesteuert wurden: die
Galapagosinseln.