Zwischen Dükern, Wasserbau und Meeresgrund
von Dieter Harfst - Ein Helmtaucher erzählt aus seinem Arbeitsleben
188
Seiten und etwa 250 Schwarz-Weiß-Abbildungen. 2. neubearb. und erw.
Auflage/Edition 2013, Softcover mit farbigem Einband. ISBN
978-3-937522-40-4, gebundener Ladenpreis €
15,80
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Textauszüge aus diesem Band:
Kapitelübersicht -
Leseprobe
(aus dem Schlusswort)
Dieter Harfst hat in seinem Leben schon viel getan und mehr erreicht! In seiner autobiografischen Schrift „Aus meinem Arbeitsleben …“ erinnert er sich an Kindheit, Elternhaus und an die Lehrzeit als Wasserbauwerker. Im August 1963 mustert er als frisch gebackener Geselle auf dem Bergungsschiff Weser als Taucher an. Von da an entrollt sich ein farbiges Berufsleben mit Höhen und Tiefen, mit Karrieresprüngen (Taucher- und Wasserbauwerkermeister, Chef der Firma Taucher-Dienst Nord GmbH, Bauleiter im Wasser- und Dükerbau) und immer auf Achse durch wechselnden Baustellen und bei privaten Reisen zwischen Westerrade und der Welt. Viele wasserbautechnische Beschreibungen, Erinnerungen an Arbeitskollegen oder Aufträge - nicht immer alles heiter, natürlich - wechseln mit kurzen Reiseimpressionen. Fotos mit Hinweisen, was da was ist, illustrieren etliche Schilderungen. Kurz: Eine Fundgrube für Wasserbauwerker, Berufstaucher und alle bau- und tauchtechnisch interessierten Leser. Aber was eigentlich ist ein Düker? Ach, lesen Sie doch selbst!
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Kapitelübersicht
Vorbemerkungen ●
Meine (schöne) Kindheit in Oldenburg
● Der Jungwerkhelfer von 1,48 m Größe beim W.S.A.
● Die Lehrzeit als Wasserbauwerker ● Die Gesellenzeit als Wasserbauwerker
●
Taucherlehrling bei „Taucher Prehn“ in
Lübeck ●
Endlich ausgebildeter Taucher
● Vorarbeiter und Rammmeister bei „Rudolf Harmstorf“ ● Bauleiter im Wasser- und Dükerbau
●
Tauchermeister bei „Johannsen
& Sohn“ in Lübeck ●
„Taucher-Dienst Trave GmbH“
in Westerrade ● „Taucher-Dienst Nord GmbH“
in Westerrade ● Wieder Bauleiter bei „Josef Riepl Bau A.G.“
in München ●
Der (Arbeits-) Vagabund
● Das Ende der
Geschichte ●
Dokumente
●
Namen- und Ortsverzeichnis
● Verlag Norbert Gierschner.
Leseprobe (aus dem Schlusswort)
Nun ist es soweit, ein Fazit zu ziehen. Was ist aus mir/uns geworden? Ein halber Rentner, mit dem Gedanken, die nächsten Jahre und damit den letzten Lebensabschnitt noch gesund mit meiner Usch zu genießen. Das bedeutet auch viel Reisen; denn wie wenig habe ich doch im Grunde von dieser schönen Welt gesehen.
In der heutigen Zeit wäre es undenkbar, meinen Weg noch einmal zu beschreiten. Man stelle sich das vor: ein Volksschüler in diesen Positionen! Undenkbar und unmöglich. Wenn meine Eltern das „von oben“ alles mitbekommen haben sollten, wären sie wohl ein wenig stolz auf ihren (nicht gewollten?) Jüngsten.
Hier noch einmal, soweit noch nachvollziehbar, die Stationen, in denen ich (wir) uns bis zum heutigen Tag aufhielten. Natürlich nicht aufgeführt einzelne Baustellen, die normal liefen und auch alle Kurzeinsätze als Springer für Taucher- und Bauleitereinsätze auf kleineren Baustellen. Ich denke da an Herringen an der Lippe, wo wir eine Belüftungsanlage für Sauerstoffeintrag unterhalb eines Kraftwerkes einbauten. Hier war jegliches Leben abgestorben. Und siehe da, ein halbes Jahr später war wieder volles Leben an diesem Flussabschnitt. Oder an Kiel-Friedrichsort, hier Verlegung eines Dükers durch die Förde, auf Kabelleger „Elbe“. Und in Flensburg eine Dükerverlegung durch die Förde auf Kabelleger „Eider“. Schwäbisch Hall, Gaildorf und Bad Friedrichshall, jeweils an der Kocher. Stuttgart, Lauffen und Obrigheim am Neckar. Riedlingen und Harburg an der Donau und Hamburg-Harburg. Würzburg, Augustfehn/Barssel, Dörpen, Mainz, Brunsbüttel und Koblenz-Oberwerth waren Stationen.
In Lohr am Main war ich nur einen Sonntag zu Besuch bei Günter Stern. Der Baggerfahrer Hans Obermeier („Bürsten Sepp“) aus dem bayerischen Wald, den ich auch auf vielen Baustellen dabei hatte, zerriss mit seinem P&H-320-Bagger um ca. 11 Uhr vormittags ein Hauptversorgungskabel. Er kannte sich damit aus. Nach dem ersten 20.000-Volt-Stromschlag blieb er im Bagger sitzen. Sekunden später wurde noch mal im Werk nachgeschaltet. Wäre er gleich ausgestiegen, hätte es ihn erwischt. Das war vielleicht eine Stichflamme um den „Faradayschem Käfig“! Das kannte „Bürste“, wie gesagt. Keine Chance hatte er gegen die Köchinnen und Köche in diesem reinen Ausflugsörtchen, die nun nichts auf den Tisch in den vielen Restaurants bringen konnten. Sepp stieg gar nicht erst aus seinem Bagger aus.
Den Namen „Bürste“ hat er von seiner Winterarbeit. Um vor seiner Erna zu Hause Ruhe zu haben, verkaufte er in den Wintermonaten, wenn auf den Baustellen Zwangspausen angesagt waren, mit einem Bauchladen in den Dörfern im bayerischen Wald Zwirn, Häkelnadeln, Heftzwecken, Gummiband und eben Bürsten. Da konnte er dann irgendwo übernachten und sich den Kopf vollhauen und seiner gestrengen Gattin aus dem Wege gehen. „Bürste“ sah ich das letzte Mal, als wir am Chiemsee vom Taucher-Dienst die Beschwerung der Abwasserleitung bei Gstad durchführten. Günter Stern hatte eine Schrapperbaustelle in Seebruck für einen Abwasserdüker aus Guss erstellt. Bürste war dabei, die Baustelle zu räumen. Das übrige Personal war schon auf Heimfahrt. Und so sah ich ihn an diesem Samstagmorgen, auf den Tieflader wartend, eine Flasche Bier in der Hand, an den zu verladenen Spundbohlen gelehnt stehen. „Sepp, du änderst dich auch nicht mehr, am frühen Morgen schon Bier?“ „Dieter, du weißt doch, ich kann damit umgehen.“ Fünf Stunden später war er tot und hat noch drei junge Leute mitgenommen, als er kurz vor Deggendorf die Kurve mit seinem Mercedes nicht mehr bekam. Er hatte mehr Bier als dieses eine getrunken. Er war so zermatscht, dass keine Blutprobe gemacht wurde und seine Frau volle Rente bekommt. War vielleicht auch so gewollt, wer weiß das alles schon.
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Miltenberg und Großwallstadt am Main waren weitere Stationen. Auch Wangen im Allgäu, Gersthofen, und Lechbruck bei Füssen.
Natürlich auch viele große und kleine Baustellen in unserer Region, wie z.B. Kabelverlegungen in Travemünde, nahe dem Segelschiff „Passat“. Verlegung von Gasleitungen in Dänischburg und der Herrenbrücke in Siems. Versorgungsleitungen in Damp, Seewasseransaugleitungen in Timmendorfer Strand für das Hotel „Maritim“ oder auch für das Schwimmbad in Travemünde und Kellenhusen. Hier ging ein Bootsmann mit seiner Nivellierlatte in das in der Flucht der Trasse der zukünftigen Versorgungsleitung eines Privatmannes liegende Gasthaus und stellte die Latte mitten vor das große Fenster und tat so, als würde vermessen werden. Ganz aufgeregt kam der Wirt herausgelaufen und fragte nach. Nur gegen ein Bier war unser Seemann bereit, die Flucht zu verlegen, sodass diese an dem Gasthaus vorbeiführte.
Hier fällt mir noch etwas ein: Ein Taucherkollege („Kuddel“) hatte in Wesel am Rhein die Aufgabe, bei Gefahr durch die Schifffahrt das einzuspülende Telefonkabel im Notfall durchzuschlagen. Er hatte sich ein Beil dafür zurechtgelegt. Bauleiter Hans Schikorra aus Stockelsdorf besah sich dieses und meinte zu dem Kollegen: „Dormit wullt du dat dörchhackt kregen? Niemols!“ Kollege Taucher nahm das Beil und zerhackte das Kabel mit einem Schlag. Es konnte erst nach Reparatur durch die DFKG, der Deutsche-Fernkabel-Gesellschaft aus Rastatt, eingespült werden. Ein teurer Test wurde das und war natürlich auf allen anderen Baustellen Tagesgespräch.
Sicher habe ich noch einiges vergessen. Nun ist das Arbeitsleben beendet. Das Schreiben hat viele Erinnerungen aufgefrischt und auch Spaß gemacht und immer noch fallen mir einige Dinge zu irgendwelchen Situationen ein. Sei es beim Autofahren, während einer Unterhaltung oder beim Dösen. Natürlich wache ich auch mal nachts auf, denke nach und schlafe wieder ein. Das Schlimme daran ist, dass ich fast alles am Morgen nach dem Aufwachen wieder vergessen habe; dann geht das Gegrübel wieder los.
Ich habe euch von Eike Weissbach erzählt und ihr habt viel von ihm erfahren. Nach einiger Zeit wollte ich mal wieder etwas von ihm hören und fragen, wie es ihm so ginge. Wir hatten, wie ihr wisst, ein gewisses Vertrauensverhältnis. Wie erstaunt war ich, auf seinem Handy meine Stimme auf dem Anrufbeantworter zu hören. Er hatte mein Handy in Merzig geklaut. Ich habe Albert Wynants informiert und es ihm erzählt. Er bestätigte mir das nach einem Kontrollruf auf eben Eikes Handy. Es konnte nicht anders sein. Irgendwann erwischte ich Eike telefonisch bei seinen Eltern in Ballenstedt. Ich machte ihm klar, dass ich wusste, dass er mein Telefon geklaut hatte: „Vernichte die Karte!“ Ich will nie wieder etwas mit ihm zu tun haben. Das zeigt aber auch, dass ich immer noch zu blauäugig war und bin. Auf eine Anzeige habe ich aufgrund unserer langen und guten Zusammenarbeit verzichtet. Auch Albert. Verdient hätte er es gehabt; hatte ich doch viele Ungelegenheiten dadurch. Was aber wirklich schlimm daran war: Ich hatte ihm immer vertraut.
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Zwischenzeitlich war ich zweimal in Breda zu Gerichtsverhandlungen (ihr wisst doch noch: Merzig). Vielleicht kommt es zu einer dritten, wie die Anwältin mir erzählte. Bei der zweiten Verhandlung war Fußballweltmeisterschaft und Holland nicht dabei in Südostasien; aber Deutschland. Genau um 14.00 Uhr begann das Spiel gegen Südkorea und auch die Verhandlung. Die Richterin sagte spaßig auf meinen Einwand, dass genau jetzt das Spiel anfinge: „Ich kann das hier (sie zeigte auf ihren Monitor) verfolgen und sie nicht.“ Das Eis war gebrochen und die als eiskalt angekündigte Richterin erwies sich im Laufe der Gespräche als sehr nett.
Unlängst rief mich Freund Theodoro Schramm aus der Schweiz an. Bei diesem Gespräch wollte ich von ihm wissen, was aus der Baustelle am St. George-Lake in Tansania geworden ist, wofür wir beide 1985 für die Schweizer Firma Escher-Wyss ein Konzept für den Bau einer Wasserleitung erstellt und ausgearbeitet hatten. Dies sollte ein Kompensationsgeschäft werden. Tansania: Kaffee, Schweiz: Leitung. Er sagte mir, dass dies immer noch am Laufen sei. Dann fahren aber bestimmt andere Leute als wir dahin, schätze ich mal.
Am 17. August 2002 feierten meine Usch und ich unseren 40. Hochzeitstag. In aller Ruhe und ohne Tamtam. Wir hatten uns entschlossen, diesen Tag in Oslo zu verbringen. Und so wurde es ein langes Wochenende. Wir reisten an vom Oslo-Kai in Kiel, gegenüber dem Bollhörnkai. Und natürlich wurden Erinnerungen wach. Ihr erinnert euch an den Unfall meines Freundes Hein Ellerhold, der ja letztendlich einigermaßen glücklich endete. Hein ist heute (Ende 2003/Anfang 2004) schlechter dran: Eine Prostataoperation verlief den Umständen entsprechend gut. Dann bekam er Kehlkopfkrebs und leidet unendlich. So groß und stark wie er ist, kann er sich schlecht wehren gegen diesen Scheiß-Krebs! Und er tut mir so unendlich leid. Ich weiß, dass es ihm dreckig geht, auch wenn er nach außen so tut, als wäre das alles nix. Hoffentlich ist er bald wieder mein alter Hein!
Hinweis:
Siehe auch das andere Buch von Dieter Harst:
Helm-Taucherei auf alten Postkarten und sonstige Raritäten!
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